Die EuroBiCon, die Ende Juli zusammen mit der Forschungskonferenz EuroBiReCon stattfand, war meine erste internationale Bi-Veranstaltung. 3,5 Tage Vorträge und Workshops in Amsterdam! Bisexuelle Veranstaltungen sind mir total wichtig - Dort Bisexualität nicht nur die Norm, sondern es wird auch noch viel darüber geredet! Und es gab und gibt immer noch unheimlich viel darüber zu sagen.

Einige meiner Highlights:

• Forschung zum Thema „Bisexuelle Frauen in Beziehung mit Männern“ und „Monogame bisexuelle Frauen“ – Ich finde, geschlechtsspezifische Diskriminierung ist ein wichtiges feministisches Thema (siehe meine englischsprachigen Tweetketten: https://twitter.com/NerdResa/status/758624694107070465 und https://twitter.com/NerdResa/status/758632209163005953). Beim nächsten Mal wäre es super, wenn trans Frauen daran beteiligt wären, in den präsentierten Studien wurden leider keine erreicht.
• Forschung zu älteren und jüngeren Bisexuellen – Bi-Aktivismus muss generationsübergreifend sein und vielfältige Perspektiven betrachten. Diese Studien sind ein Beitrag dazu (siehe meine englischsprachigen Tweetketten: https://twitter.com/NerdResa/status/758584194444496897 zur Studie mit jüngeren und https://twitter.com/NerdResa/status/758589234789900288 zur Studie mit älteren Bisexuellen).
• Die Keynote von Alex Iantaffi (Webseite, englischsprachig: http://www.alexiantaffi.com/) – Alex sprach von Ansprüchen an sich selbst, immer perfekt sein zu müssen, von Legitimität und dem Kampf um Anerkennung in der queeren Community, von einem mehrdimensionalen Weltbild, in dem verschiedene Geschichten wahr sein können, und von Widerstandsfähigkeit gegen eine Welt, die uns unsere Existenz immer wieder aberkennt. Wir können wie Unkraut sein, das trotzdem wächst und gedeiht, und wir sollten füreinander einstehen und füreinander sorgen. Dies bedeutet auch, dass wir für alle Teile der Bi-Community kämpfen sollten, auch und grade diejenigen, die mehrheitlich nicht die Möglichkeit und das Privileg haben, nach Amsterdam reisen und an einer Bi-Konferenz teilnehmen zu können – Bisexuelle Migrant*innen und People of Color, Sexarbeiter_innen, Arme, Behinderte, …
• Die praktische Umsetzung des Füreinander-Da-Seins: An einem der Tage war ich erschöpft und frustriert von der ganzen politischen Arbeit – aber ich wurde damit nicht allein gelassen, sondern es gab eine Person, die den „Care Bear“ spielte, mir zuhörte und liebe Dinge sagte, und der mir außerdem die Nägel in Bi-Farben anmalte! (siehe mein Tweet mit Bild: https://twitter.com/NerdResa/status/759411119446450176)
• Der Workshop „I am that bisexual“ („Ich bin DIESE Bisexuelle“) – Ich entspreche dem Stereotyp und bin eine gierige Bisexuelle bin, die immer Beziehungen mit mehreren Geschlechtern gleichzeitig will! In diesem Workshop haben wir die Stereotype kritisch hinterfragt, etwas darüber erfahren, woher sie kommen, und darüber geredet, wie wir als Bi-Community mit ihnen umgehen wollen, um zu verhindern, dass Leute, die ihnen entsprechen, ausgeschlossen werden.
  Der Workshop zu Spielen auf dem CSD, Straßenfesten und ähnlichem von Frank von der Bi-Gruppe Hamburg (http://bigaystammtisch.de/) – Wir haben „Wer wird Bi-llionär“ gespielt, uns über Glücksrad und Bi-Tests unterhalten… Aktivismus kann so viel Spaß machen!
• Die Tatsache, dass es so viele kreative Workshops und kreative Leute gab – ob nun Schreiben, Malen, Tanzen… für manche ist es sicherlich einfacher, sich auf diesem Wege auszudrücken als mit Worten, und ich finde es sehr wertvoll, dass es diese Möglichkeiten dort auch gibt. Außerdem habe ich ein wunderschönes Bi-Gemälde gekauft und mit nach Hause genommen.

Ich fühle mich sehr bereichert von den vielen Menschen, die ich in Amsterdam treffen durfte, und kann es kaum erwarten, wieder zu einer internationalen Bi-Veranstaltung zu gehen. Wann die nächste EuroBiCon stattfindet, ist noch nicht klar, aber es sind ein paar andere Sachen schon mal angedacht. Man darf gespannt sein. 🙂

Theresa

Elisa, David und Theresa waren im Juli 2016 in Amsterdam auf der EuroBiCon / EuroBiReCon in Amsterdam. Ihre Erfahrungen, Entdeckungen und Eindrücke von den Veranstaltungen und den Menschen, denen sie dort begegnet sind, schildern sie in diesen und zwei nachfolgenden Berichten. Vielen Dank für Eure Eindrücke.