Die Post war da!

DSC_0163Das lang erwartete Paket ist endlich da! Mir ist auch klar dass inzwischen Ende Mai ist und ich es vor etwa einem Monat erhalten habe. In der Zwischenzeit habe ich Chasing Amy nochmal geguckt. Ich habe dann nach Erhalt des Pakets auch sofort angefangen zu lesen. Zugegeben, erstmal meine neuen Buffy-Comics (Staffel 8 Episode 3+4, ebenfalls mit interessantem bisexuellem Inhalt), dann die Autobiographie Fun Home (und dann auch noch einige weniger queere und spannende Bücher zu den Besonderheiten des Interkulturellen Managements, womit ich hier niemanden langweilen werde), aber dann endlich -praktisch nahtlos- The B Word.

Wie man vielleicht sieht, habe ich sofort angefangen wie wild Klebezettelchen zu verteilen. Viele davon bedeuten „Serien/Filme, die ich noch nicht kenne“, zum Beispiel Go Fish, Kissing Jessica Stein, Mullholland Drive, Holy Smoke und noch vieles mehr, darunter zu meiner Schande einige „Klassiker“ wie The Wizard of OZ. Es hat mich gefreut, einige meiner Lieblinge in The B Word wiederzufinden: Fried Green Tomatoes, Frida oder House, MD. Jetzt aber wieder zur eigentlichen Buchkritik.

Was mir positiv aufgefallen ist, sind einige sehr gut formulierte Begrifflichkeiten, auch hier gab es Klebezettel. Zum Beispiel „the spectral presence that bisexuality occupies“ (dt: den spektralen Umfang, den Bisexualität annimmt), was deutlich klar macht, dass Bisexualität eine gewisse Bandbreite beinhaltet und damit einen gewissen Spielraum an Ausprägungen besitzt. In einem Spektrum von sichtbarem Licht zum Beispiel, gibt es ja auch nicht nur Rot und Blau als Extreme, sondern auch noch Gelb und verschiedene Mischfarben dazwischen, also verschiedene andere Ausprägungen von Farbe. Dieser „Spielraum“ kann prinzipiell positiv oder negativ interpretiert werden, aber ich empfinde es als positiv, dass er zumindest als solcher anerkannt wird.

Ein weiteres Beispiel ist die vorherrschende „compulsory monosexuality“ (dt: obligatorische Monosexualität), die benannt wird. Auch das spricht mich direkt an, weil ich finde, dass Menschen eine Fluidität in ihrer sexuellen Identität zuerkannt werden sollte. Obligatorische Monosexualität bedeutet, dass jemand gerne lesbisch, schwul oder hetero sein „darf“, jedoch dann bitte NUR lesbisch oder schwul oder hetero, ohne komplizierte, schwammige Grauzonen. Wie man vielleicht merkt, finde ich diese Einstellung nicht sinnvoll, da ich denke, dass jede Identität grundsätzlich fliessend ist und sich konstant weiter entwickelt. Bisexuelle passen nicht in dieses obligatorisch monosexuelle Schema, schon alleine daher lehne ich es ab.

Was ist sonst noch im Buch? Die Kapitel sind nach Genres gegliedert, daher gibt es Art Cinema, Sexploitation, Bromance und Boob Tube. Innerhalb der Kategorien werden jeweils prominente Filmbeispiele (am meisten Platz beansprucht wohl Brokeback Mountain) auf ihre mögliche bisexuelle Lesbarbeit untersucht. Das bedeutet, dass ein Stoff der eine gewisse queere Interpretation erlaubt, zum Beispiel weil bestimmte Personen-Konstellationen, Anspielungen oder Codes vorliegen, bisexuell interpretiert wird und somit der Fokus auf das bisexuelle Potential gelegt wird. Ich sehe das als eine gute Herangehensweise, denn oft genug werden queere Inhalte einfach nicht sehr explizit dargestellt, sondern bestenfalls angedeutet.

Mein Fazit: The B Word – Bisexuality in Contemporary Film and Television ist nicht unbedingt leicht zu lesen, man sollte schon eine gute Kenntnis von queeren und anderen Vokabeln mitbringen, dazu noch ein gutes Verständnis für filmische Konzepte, aber es ist auf jeden Fall spannend, sensibel was bisexuelle Besonderheiten betrifft und destabilisierend was Kategorien angeht. Dazu wird eine extreme Breite von Filmen und Serien behandelt, letzendlich sollte für alle etwas dabei sein. Ich habe angefangen mehr über bisexuelle Repräsentationen nachzudenken und meine Noch-zu-gucken-Filmliste wieder um einige Punkte erweitert. Gerade die aktuelle Popkultur wird gerne als etwas Leichtes und Unbedeutendes abgetan. Aber wenn das was wir wahrnehmen unsere Realität beeinflusst, dann sollte darauf geachtet werden, was denn zur Wahrnehmnung eigentlich zur Verfügung steht. Und das ist oft genug hauptsächlich die Popkultur in ihren verschiedenen Ausprägungen.

 

Nachtrag: Ich habe bei Autostraddle gerade eine sehr passende Seite zu (englischer) bisexueller Literatur gefunden. Wenn meine Zeit es erlaubt, werde ich mich einfach mal durch verschiedene dort genannte Bücher lesen und darüber berichten. (Das ist sowieso das, was ich am liebsten mache. Ich brauche mehr Zeit und mehr Bücher.)

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