Bi-FAQ 3: Ist Bisexualität nur eine Phase? Und immer im Fluss?

Dritter Teil unserer Bi-FAQ mit Antworten auf Klischees und Vorurteile über Bisexuelle. Wir greifen auf die englische FAQ des Bisexual Index zurück und veröffentlichen nach und nach unsere eigene Version, die teilweise übersetzt, teilweise gekürzt und teilweise selbstgeschrieben ist. Unsere FAQ werden dann unter Fragen und Antworten übersichtlich aufgelistet.

Street Art in Berlin fotografiert von Deef

Die Vorstellung von der „Fließenden Sexualität“ muss kein Vorurteil sein, kann es aber. Dazu stellen wir fest:

Bisexualität muss nicht grundsätzlich „im Fluss“ sein

Man findet mitunter Definition von Bisexualität, die Begriffe wie „fließend“, „im Fluss“ oder „veränderbar“ beinhalten. Manche Bisexuelle können sich mit diesen Begriffen identifizieren, weil sie sich mal mehr mal weniger zu einem bestimmten Geschlecht oder Typ Mensch hingezogen fühlen. Daran gibt es nichts auszusetzen.

Wieso aber mögen Menschen, die nicht bisexuell sind, den Begriff „im Fluss“? Dahinter kann das Vorurteil stecken, Menschen könnten sich nicht von mehr als einem Geschlecht angezogen fühlen. Und zwar dann, wenn Bisexualität so dargestellt wird,  als würde sich das Begehren ständig ändern, im Fluss von Hetero- zu Homosexualität und zurück, hin und her. Die dahintersteckende biphobe Aussage: „Niemand kann sich wirklich zur selben Zeit von mehr als einem Geschlecht angezogen fühlen, also muss jemand an manchen Tagen homo und an anderen hetero sein.“

Das mag für einige Bisexuelle zutreffen. Trotzdem ist die pauschale Aussage, Bisexualität sei grundsätzlich und immer „im Fluß“,  keine allgemeingültige Wahrheit und damit ein falsches Vorurteil.

Original

In einer Folge „Sex and the City“ sagt Samantha sinngemäß „Bisexualität? Ich dachte das wäre der Bus nach Gaytown.“ Sie irrt, denn richtig ist:

Bisexualität ist nicht nur eine Phase

Neben „Sowas gibt es nicht!“ oder „Das ist unmöglich!“ ist eine der häufigsten Herabwürdigungen von Bisexualität die Aussage, dass es nur eine Phase sei. Es ist keine, aber dieses Klischee ist ein besonders heimtückisches.

Wenn jemand sagt, „Das ist nur eine Phase“, dann klingt das eher verwirrt und nicht so aggressiv wie die beiden anderen Antworten – und schon entspannen wir uns und laufen in eine Falle. Wir lächeln vielleicht und entgegen „Für mich jedenfalls nicht“ oder „Klar, für manche Menschen vielleicht, aber nicht für mich“; aber diese Antworten unterstützen die Ablehnung von Bisexualität.

Wenn ihr sagt, „Für mich jedenfalls nicht“, dann stimmt ihr der generalisierten Aussage, dass Bisexualität nur eine Phase sei, im Prinzip zu und stellt euch als Ausnahme dieser Regel dar.

Ein Vorschlag, auf „Das ist nur eine Phase“ zu antworten, war „Das ist das Leben auch“ oder „Ein Teenager zu sein ist auch nur eine Phase, aber niemand würde behaupten, es gäbe keine Teenager“. Leider sind beide Antworten insofern mangelhaft, als dass sie noch immer der Aussage zustimmen, Bisexualität sei nur eine Phase – nur halt eine, die ernst genommen werden sollte. Oder schlimmer, eine, aus der man am Ende „erwachsen“ hervorgeht (wie bei Teenagern).

Es gibt auch andere klassische Bemerkungen, die gleichfalls „Das ist nur eine Phase“ bedeuten:

  • Du wächst da schon noch heraus
  • Du experimentierst nur
  • Du traust dich nur nicht, zuzugeben, dass du lesbisch/schwul bist
  • Irgendwann wirst du dich entscheiden müssen
  • Wenn du dich mit einem Partner / einer Partnerin niederlässt, wird sich da deine wahre Neigung zeigen

Keine dieser Aussagen negiert Bisexualität, doch alle stellen sie nur als temporäre, vergängliche Lebensabschnitte dar – und das gilt es zu bekämpfen.

Ja, manchmal identifizieren sich Menschen als bisexuell, auch wenn sie es gar nicht sind. Vielleicht hören manche später damit auf. Aber das heißt noch lange nicht, dass Menschen nicht ihr Leben lang bisexuell sein können. Es heißt nicht, dass Bisexualität aufhört, sowie jemand in einer langfristigen Beziehung ist.

Manche Menschen fühlen sich nur zu einem Geschlecht hingezogen, andere zu mehr als einem. Warum sollte man glauben, dass letzteres nur für kurze Zeit der Fall ist, während Heterosexualität und Homosexualität als Dauerzustand verstanden werden? Im Englischen bietet sich auf das Vorurteil „Bisexuality? Oh, it’s just a phase!“ die Antwort an „No – that’s just a phrase!“

Original

2 Kommentare zu Bi-FAQ 3: Ist Bisexualität nur eine Phase? Und immer im Fluss?

  1. Nur weil das Zitat schon ein paar Mal aufgetaucht ist: Es ist tatsächlich nicht Samatha, die behauptet, Bisexualität sei nur „eine Raststätte auf dem Weg nach Gaytown“. Die Hauptfigur Carrie äußert dieses gängige Vorurteil (in Folge 3.4), als sie eine Liebschaft mit einem jungen Bisexuellen hat. Samantha ist in ihrem Beziehungsverhalten weitaus offener und hat im Laufe der Serie auch eine längere Partnerschaft mit einer anderen Frau (unangenehm stößt hier dennoch auf, dass sie dann gleich „befürchtet“ lesbisch zu sein und Bisexualität nicht in Erwägung zieht).

    Den Blog liebe ich übrigens sehr! Bisexualität sichtbar zu machen ist eine wichtige und leider im Alltag schwierige Sache.

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